„Die Wahrheit herausfinden“ – Artikel zum Tod von Amad Ahmad aus dem ND vom 14.10.2018

Am Samstag wurde der kurdische Geflüchtete Amad Ahmad auf einem Bonner Friedhof beerdigt. Auch die NRW-Landesregierung nahm daran teil und versprach Aufklärung.

Von Dennis Pesch

Sein Sarg ist bedeckt mit Flaggen der Region Kurdistan, auch ein Bild von Amad Ahmad hängt daran. Die Beerdigung des jungen Mannes hat die kurdische Community in Bonn organisiert. Rund 50 Menschen stehen am Samstag auf dem Bonner Nordfriedhof, um sich von Amad Ahmad zu verabschieden, darunter auch sein Vater, Malak Zaher Ahmad. Er steht mit weiteren Angehörigen vor Beginn der Zeremonie frontal Vertretern der Landesregierung gegenüber. Innenminister Herbert Reul, Justizminister Peter Biesenbach und Vertreter des Landtags sind gekommen »Wer ist der Mörder meines Sohnes?«, steht auf dem Oberteil des Vaters.

Über 10 Wochen war sein Sohn zu Unrecht inhaftiert, weil er verwechselt wurde und ihm niemand geglaubt hat, dass er nicht der Gesuchte ist. Nach einem Brand in seiner Zelle in der JVA Kleve starb Ahmad in einem Bochumer Krankenhaus. Das institutionelle Versagen fällt in die Zuständigkeitsbereiche der beiden Minister. Die Brandursache ist bis heute ungeklärt. Die Begegnung zwischen der Landesregierung und den Angehörigen Ahmads ist zwiegespalten. »Wie kann man den Unterschied zwischen einem Schwarzen und einem Nicht-Schwarzen nicht erkennen? Das hätte man sofort klären können«, kritisiert der Vater.

Auch Rassismus sei ein Grund dafür, dass Amad Ahmad nicht mehr unter ihnen weilt. Der Rechtsanwalt der Familie, Necdal Disli, sagt »nd«: »Es sind individuelle Fehler gemacht worden. Aber es gab in den letzten Monaten von manchen Parteien und Politikern auch eine Kampagne gegen Flüchtlinge«, kritisiert er. Dass Amad Ahmad niemand geglaubt hat, führt er darauf zurück, dass sich dieser Rassismus in den Institutionen niederschlägt.

Vater Ahmad ist wütend darüber, dass die Landesregierung ihn nicht darüber informiert hatte, dass sein Sohn verstorben ist. Das erfuhr er offenbar aus dem Internet: »Ich glaube, wenn wir selbst nicht recherchiert hätten, das man uns nicht benachrichtigt hätte«, sagt er. Viele verschiedene Fragen beschäftigen ihn und die Community nun, allen voran die Brandursache. Dass die Landesregierung an der Beerdigung teilnahm und Aufklärung versprach, sorgt für Hoffnung bei Vater und Angehörigen: »Das sie da waren, ist okay, aber es hält uns nicht davon ab, die Wahrheit herauszufinden«, so Ahmad.

https://www.neues-deutschland.de/artikel/1103351.amad-ahmad-die-wahrheit-herausfinden.html

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Für die Aufklärung des Todes von Amad Ahmad haben der ISD-Bund e.V., das Antirassistische Bündnis „Tribunal NSU-Komplex auflösen” sowie das Haus der Begegnung – Beth HaMifgash e.V. in Kleve eine Spendenkampagne organisiert. Mehr unter https://anfdeutsch.com/aktuelles/fall-amad-ahmad-spendenkampagne-fuer-rechtskostenfonds-7291